
Ein berührender, emotionaler und zum Nachdenken anregender Film läuft derzeit in Österreichs Kinos an. Er beeindruckt durch eine spannende Geschichte, gebrochene Tabus, gute SchauspielerInnen, und faszinierende Kameraarbeit (Steadycam-Fahrt, lange und ruhige Einstellungen etc.).
Eine Filmkritik von Michaela Greil
Regisseur Houchang Allahyari wurde für seinen neuen Film „Der letzte Tanz“ bereits mit dem „Großen Diagonale-Preis Spielfilm 2014 – Bester österreichischer Spielfilm“ ausgezeichnet. Publikumsliebling Erni Mangold (87) erhielt den „Diagonale-Schauspielpreis 2014“ für ihre beeindruckende Leistung als Hauptdarstellerin. Am Montagabend, 16. Juni 2014 feierte das Film-Team rund um Houchang Allahyari im Moviemento-Kino die Linz-Premiere des neuen Filmes „Der letzte Tanz“. Die Karten waren ausverkauft und die Stimmung unter den Premieren-Gästen war nach dem Screening mehr als nur positiv.
Gekonnter Tabubruch
„Der letzte Tanz“ erzählt auf besonders feinfühlige Weise von einer Zärtlichkeit zwischen einem jungen Zivildiener und einer älteren zu pflegenden Dame, sowie von einer Liebe, die nicht sein darf. Gleichzeitig schildert er eine beinharte Realität des staatlichen Rechtssystems, sowie des Umgangs mit Menschen, die in der einen oder anderen Form am Rand stehen. Allahyari zeigt in seinem Film Schicksale, teils intensive Wahrnehmungen verschiedener Menschen und gibt doch nicht alles preis. Eine starke Offenheit gegenüber hochaktueller langsam aufbrechender Tabuthemen wie Liebesbeziehungen verschiedenster Art, Nacktheit, Sexualität und Kritik am staatlichen Rechtssystem prägen diesen Film ebenso, wie die Frage, welche Tätigkeiten ein Zivildiener im medizinischen Bereich ausüben darf bzw. welche Folgen ein Bruch dieser Vorschriften haben kann.
Houchang Allahyaris „Der letzte Tanz“ ist jedoch, wie der Regisseur bei der Linz-Premiere klarstellte, keine Dokumentation, sondern Fiktion mit realen Schicksalen im Hintergrund. Der gebürtige Iraner wanderte in seiner Jugendzeit nach Österreich aus und studierte Medizin in Wien. Seine Ausbildung zum Psychiater hat er an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz absolviert. Während seiner Arbeit als Psychiater in Strafanstalten in Wien setzte Houchang Allahyari Filme in Therapien ein.
Die Geschichte
Zivildiener Karl frühstückt gemeinsam mit seiner Mutter, als es an der Tür klingelt. Die Polizei ist da und nimmt Karl fest. Er wird zur Untersuchungshaft in die Justizanstalt gebracht. Er habe eine Abhängigkeitssituation ausgenutzt und eine sexuelle Straftat begangen, lautet die Anklage. Während der Vorbereitung auf den gerichtlichen Prozess wird die Vorgeschichte szenisch aufgerollt und gezeigt.
„Ich bin doch schon längst tot!“
stellt die als Dement diagnostizierte und besachwaltete Julia Ecker mit verärgerter Stimme fest. Von der Oberschwester nicht ernst genommen, genießt Julia Ecker die Aufmerksamkeit von Karl, dem Neuen auf der geriatrischen Station, und erwacht auf unterhaltsame Art zu neuem Leben. Karl lässt sich auf das „Spiel“ ein. Was jedoch als nette Geste und Freundlichkeit begann, endete mit einer Strafanzeige für den jungen Akademiker und Zivildiener Karl.
Zwischen Vergangenheit und Gegenwart in Farbe und Schwarz-Weiß
Auffällig bei dieser Filmproduktion ist, dass Karls Zeit der Festnahme und der Untersuchungshaft im übertragenen Sinn schwarz-weiß ist, während die Zeit mit Julia Ecker in Farbe gezeigt wird. Anders als gewöhnlich wird hier die Vergangenheit in Farbe gesetzt. Das hat den Grund, so Allahyari, dass es im „Romeo-und-Julia-Teil“ noch „Hoffnung gibt und Julia wieder aufblüht“. In diesem Punkt geht der Regisseur mit dem Trend der Zeit. Es ist der Trend zum Schwarz-Weiß-Farbe-Mix.
Das Resümee
„Der letzte Tanz“ – ein bewegender sehenswerter Kinospielfilm mit Erni Mangold und Daniel Sträßer in den Hauptrollen als Julia Ecker und Zivildiener Karl. In weiteren Rollen zu sehen sind Marion Mitterhammer, Stefano Bernardin, Fritz Karl, Viktor Gernot und Thomas Nash u. a.
Weitere Infos und Trailer unter: http://www.derletztetanz.at/