
EIN ENDE MIT REKORD
LINZ. Mit einem BesucherInnenrekord von rund 22.000 Menschen ging gestern die zwölfte Ausgabe des Crossing Europe Filmfestivals in Linz zu Ende. Sechs Tage lang war Linz eine Filmstadt Europas und Treffpunkt Kultur Interessierter. Hier auf michaelagreil.wordpress.com gab es dazu einen Blogging-Schwerpunkt mit Augenmerk auf oberösterreichisch-deutsches Musik- und Filmschaffen. Insgesamt sieben Blogeinträge (der letzte folgt demnächst) beschäftigen sich rund um das Crossing Europe mit diesem Thema, ein weiterer wurde u. a. durch den Protagonisten eines Films inspiriert und das Blog-Titelbild wandelte sich für die Zeit der Beitragspublikationen in ein zum Festival passendes.

„Hubert von Goisern. Brenna tuat’s schon lang“ ging zwar am Montag, 27. April 2015 bei der Awards Ceremony nicht als SiegerInnenfilm hervor, war jedoch einer der Festivalhöhepunkte; zu Recht. Ein unterhaltsames Stück (Ober-)Österreichische Kulturgeschichte wird mit diesem Film in nächster Zeit in 33 Österreichischen und 63 Deutschen Kinos, sowie in Südtirol zu sehen sein.
SUBJEKTIVITÄT
Was in vielen Bereichen des Journalismus ein No-Go ist, geschieht im Zuge einer Filmkritik automatisch – der Einfluss der Subjektivität. Ob jemand von einem Film berührt wird, ob er/sie ihn „nur“ langatmig findet o. ä. basiert meist auf subjektivem Empfinden. Daneben gibt es natürlich mehr oder weniger objektive Kriterien, wonach ein Film beurteilt wird. Selbiges gilt für die Musik.
Auf Hubert von Goisern, seine Musik und den Film über ihn abgewandelt, bedeutet das Folgendes: Ob jemandem seine Musik nahe geht, bzw. ob jemandem Marcus H. Rosenmüllers Film gefällt oder nicht, hängt vielfach von subjektivem Empfinden ab.
Verzeihen Sie, wenn hier und jetzt einige subjektive, aber – wie ich finde – wichtige Beobachtungen einfließen und gestatten Sie einen Blick aus der Vogelperspektive:
Am Abend der Award Ceremony wurde ich von einem Kollegen aus dem Bereich des Freien Radios gefragt, warum ich meinen Blogging-Schwerpunkt ausgerechnet rund um „Brenna tuat’s schon lang.“ lege. Der Film bekomme ja ohnehin schon so viel Aufmerksamkeit, war die mit Kritik verbundene Argumentation.
Es ist eine berechtigte Frage, wie viel Aufmerksamkeit ein Thema und die Beteiligten bekommen sollen. Bekannte Menschen stehen oft mehr und beinahe automatisch in der Öffentlichkeit. Die Argumentationslinie kenne ich gut, bin ich doch selbst seit vier Jahren Moderatorin und Redakteurin im Freien Radio, das sich das Ziel gesetzt hat, Menschen eine Stimme zu geben, die sonst oft ungehört bleiben.
Einen Moment lang brachte mich der Kollege zum Nachdenken und setzte etwas in mir in Gang. Er hatte Recht. Der Hype um diesen Film und den Protagonisten war nicht gerade klein. Und dennoch machte sich in mir durch diese Frage Unmut breit. Denn erstens kann ich doch meinen Schwerpunkt selbst wählen – es ist ja auch mein Blog, mein Medium, dessen Linie ich als Medieninhaberin, Herausgeberin und Journalistin in Personalunion selbst festlegen kann. Und zweitens ging es mir von der ersten Idee zum XE-Schwerpunkt an nicht um diese – wie ich finde – immer noch sehr provokante Frage. Mir geht es um Hintergründe zu einem Thema und zu den Menschen, die das Thema prägen – in diesem Fall Hubert von Goisern.
WARUM „HUBERT VON GOISERN. BRENNA TUAT’S SCHON LANG“ ALS BLOGGING-SCHWERPUNKT?
Für mich war lange vor dem Festival klar, dass ich – wie die letzten zwei Jahre davor – Berichterstattung zu XE machen will. Wäre ich ein drittes Mal in Folge in der XE-Redaktion des Freien Radios gelandet, hätte ich wahrscheinlich eine einzige Radiosendung in der Länge von 30 Minuten gestaltet. So wurde daraus viel mehr, als eine einzige Sendung. Der grundsätzliche Schwerpunkt der Berichterstattung war für mich schnell klar. Denn in meiner Jugendzeit und auch als junge Erwachsene habe ich mich viel mit Mundart und verschiedenen Dialekten beschäftigt. Musik ist ohnehin von Grund auf ein Teil meines Lebens. Hubert von Goisern prägte mit seiner Musik und seiner immer noch bodenständigen Lebensart, neben vielen anderen Menschen und vielen Ausflügen ins Salzkammergut, meine Kinder- und Jugendzeit. Seine Songtexte haben Botschaften und seine Musik berührt viele Menschen, auch mich.
Mir ging es von Anfang an nicht darum, jemandem bzw. etwas, wer oder was ohnehin schon viel „Bühne“ bekommt, noch und nöcher zu pushen. Mir geht es darum, hinter „Brenna tuat’s schon lang.“ zu blicken und aufzuzeigen, warum diese Art von Musik und diese Lebensweise viele Menschen – generationsübergreifend – derartig berührt bzw., was sie daran so stark berührt. In diesem Sinne wäre auch das Interview geplant gewesen. Im Übrigen finde ich es schön, dass grundsätzlich auch einzelne kleinere Medien eine Chance auf ein Interview mit Hubert von Goisern haben und dies nicht nur den großen Medien vorbehalten ist.
Vermutlich hat mich die Frage meines Kollegen – obwohl ich die Argumentationslinie gut kenne – auch deshalb so irritiert, weil mein Gedankengang ein anderer war, als mir in den Mund gelegt wurde. Also: Nein, ich denke nicht so, wie „alle anderen“ KollegInnen außerhalb des Freien Radios, denn ich bin ich und wähle meinen XE-Schwerpunkt nach meinen eigenen Gesichtspunkten. Für mich ist ein Thema nicht deshalb wichtig, weil es populär ist, sondern, weil es aus anderen Gründen einen Blick hinter „DIE Story“ wert ist und immer Menschen dahinter stehen, die etwas bzw. jemanden bewegen.
In diesem Sinne folgt als siebter und letzter Blogeintrag zum XE 2015 demnächst noch eine Filmkritik. Zu spät ist es dafür bestimmt nicht, da der Film erst in den Kinos angelaufen ist.