In Memoriam Franziska Payrhuber (1929-2022): Trauer um Oberösterreichs erste „Entwicklungshelferin“ / Meldung Langfassung

Am 20. Dezember verstorbene Pfarrhaushälterin Franziska Payrhuber war überzeugte Christin: „Mein innerster Wunsch war schon lange, in die Missionsarbeit zu gehen“ – Entsendung nach Südkorea 1961 durch die Katholische Frauenbewegung Österreichs – Trauerfeier in Dietach bei Steyr am 30. Dezember – Von Michaela Greil (Großnichte)/mit Monika Greil-Payrhuber, MA (Nichte), im Namen der Familie

Linz, 26.12.2022. Franziska Payrhuber (1929-2022) war Oberösterreichs erste Laien-„Entwicklungshelferin“ in Südkorea (1961-1966). Wie die Familie am Montag [Stephanitag] mitteilte, ist die gebürtige Kronstorferin am 20. Dezember im 94. Lebensjahr verstorben. Die Trauerfeier findet am 30. Dezember in der Pfarrkirche Dietach bei Steyr statt (14 Uhr). Payrhuber widmete ihr Leben aus dem Glauben, mit „viel Gottvertrauen“, der Unterstützung anderer im Alltag. Ihre Entsendung erfolgte auf Bitte des 1973 verstorbenen koreanischen Vikars Peter Han Kong-ryel (ab 1962 Bischof der Diözese Jeonju und ab 1971 Erzbischof von Gwangju) und durch die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) im Rahmen der Aktion „Familienfasttag“. Payrhuber war langjähriges Mitglied der Katholischen Jugend, der kfb und des Seniorenbundes.

Ihr Einsatz in der 1937 gegründeten südkoreanischen Diözese Jeonju als erste „Entwicklungshelferin“ Oberösterreichs wurde in Linz vom Land OÖ mit einer Buchpräsentation („50 Jahre Entwicklungshilfe“, 20. November 2012) und mit einer Verdienstmedaille (8. Juli 2014) gewürdigt. Zudem erzählte sie 2012 im Kurzfilm „Auf der Suche nach dem Licht des II. Vatikanums“ der Gruppe „TheoLight-Production“ der Katholischen Privat-Universität Linz von ihren persönlichen Erfahrungen. 2016 beendete Payrhuber ihr 30-jähriges Engagement für die Anbetungsgruppe der Pfarre Dietach, die sie mitbegründet, Treffen organisiert und mit der sie regelmäßig Anbetungen gestaltet hat.

Franziska Payrhuber (1929-2022), bei der Feier zu ihrem 90. Geburtstag, Dietach, 2. Juni 2019; Foto: MIG-Pictures e.U. / Michaela Greil
Franziska Payrhuber (1929-2022), bei der Feier zu ihrem 90. Geburtstag, Dietach, 2. Juni 2019; Foto: MIG-Pictures e.U. / Michaela Greil

Neben dem kirchlichen Engagement war ihr ihre Familie wichtig: Nach ihrem Arbeitseinsatz im Krieg pflegte sie ihre Mutter bis zu deren Tod 1954. Auch danach kümmerte sie sich bis 1960 um den Vater, ihre beiden Brüder und den Haushalt. Damals war sie ehrenamtlich als Pfarrführerin der Katholischen Jugend Dietach und Dekanatsführerin von Steyr engagiert. Nach dem Koreakrieg ging Payrhuber in die „Missionsarbeit“ in die Diözese Jeonju (ca. 230 km südlich von Seoul) und unterstützte den „Wiederaufbau“. Aus dem geplanten „Waisenhaus“ sei nach Gesprächen mit Bischof Han eine Bildungseinrichtung u. a. für junge Menschen.

Für den Buchbeitrag zu „50 Jahre Entwicklungshilfe“ des Landes Oberösterreich (2012) erinnerte sich die damals 83-jährige Franziska Payrhuber: „Dankbar denke ich an mein abwechslungsreiches Leben zurück. Mein Einsatz sollte für die Menschen, für die und mit denen ich arbeitete, praktische Hilfe sein, ihren Alltag besser zu bewältigen.“ Für sie bleibt Korea ihre „zweite Heimat“.

Mein innerster Wunsch war schon lange, in die Missionsarbeit zu gehen“, erinnerte sich Payrhuber an ihre Zeit als junge Erwachsene nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Als Bischof Han aus Korea die kfbö bat, im Rahmen der Aktion „Familienfasttag“ nicht nur Geld, sondern auch menschliche Hilfe in seine Diözese Jeonju zu schicken, habe sie sich entschlossen, „Entwicklungshelferin“ zu werden. Geplant war ein Einsatz in einem Waisenhaus. Vorbereitend besuchte Payrhuber ein Jahr lang pädagogische Einrichtungen und belegte Sprachkurse sowie einen theologischen Grundkurs. Nach dieser Vorbereitungszeit trat sie am 29. September 1961 von Hamburg aus die sechswöchige Schiffsreise nach Pusan in Südkorea an, mit Philomena Putzer und Luise Czeck, zwei anderen „Entwicklungshelferinnen“ aus Österreich, und dem Priester Wolfgang Haupt aus Wien. 50 Jahre nach Beginn der Reise traf das Quartett in Bad Kreuzen in Oberösterreich zusammen. „Wir frischten Erinnerungen auf, dankbar, dass es der Herrgott so lange gut mit uns gemeint hat“, reflektierte Payrhuber.

„Voll Gottvertrauen“

Franziska Payrhuber (1929-2022), bei der Feier zu ihrem 90. Geburtstag, Dietach, 2. Juni 2019; Foto: MIG-Pictures e.U. / Michaela Greil
Franziska Payrhuber (1929-2022), bei der Feier zu ihrem 90. Geburtstag, Dietach, 2. Juni 2019; Foto: MIG-Pictures e.U. / Michaela Greil

„Die hygienischen Bedingungen waren für heutige Verhältnisse unvorstellbar. Und wovon wir eigentlich gelebt haben, weiß ich heute auch nicht mehr. Wir waren die ‚Pioniere‘ der Entwicklungshilfe, ganz auf uns allein gestellt, da man in der Heimat damit noch keine Erfahrung hatte.“ Payrhuber reiste und arbeitete ohne Krankenkasse und ohne Versicherung. „Das ist mir damals auch gar nicht aufgefallen, so voll Gottvertrauen war ich.“ Geld aus Österreich wurde mit den Menschen vor Ort in Korea geteilt. Teil des Einsatzes war, in die umliegenden Pfarrgemeinden zu fahren, um Jugendliche für gemeinschaftsbildende Zusammenkünfte in der diözesanen Bildungseinrichtung zu begeistern. „Die Jugendlichen lernten, wie wichtig Gemeinschaft ist, und sie konnten praktische Kenntnisse erwerben, um diese zu Hause weiterzugeben.“

Als Payrhuber im vierten Jahr ihres Korea-Aufenthaltes an Hepatitis erkrankte, folgten ein Krankenhausaufenthalt vor Ort, die Rückreise (1966) und ein zweimonatiger Krankenhausaufenthalt in Kirchdorf in Oberösterreich. Zur Vertiefung ihrer Sprachkenntnisse und mittels spirituell-religiöser Ausbildung bereitete sie sich in Lourdes erneut auf eine Reise nach Korea vor (September 1966 bis September 1967). Doch aus Sorge um ihre Gesundheit, entschied die Katholische Frauenbewegung, sie nicht noch einmal zu entsenden. Dieser Entschluss traf die damals 38-Jährige „schwer“, da er auch „eine Wende“ in ihrem Leben bedeutete. Nach einer Station als Pfarrhaushälterin führte sie ihr Weg für drei Jahre nach Bonn-Kreuzberg in ein internationales Sprachen-Zentrum, wo sie als Wirtschafterin mitarbeitete (1. Juli 1972 bis 30. September 1975). Dort verbesserten damals viele koreanisch-stämmige Menschen ihre Deutschkenntnisse, zeitweise waren 14 Nationen vertreten. Vor ihrer Pensionierung betreute sie nochmals einen Pfarrhaushalt im Mühlviertel.

Erfülltes Leben

Franziska Payrhuber ist am 1. Juni 1929 als viertes von sechs Kindern in Kronstorf geboren. Am 14. Geburtstag (1943) wurde sie von der Schule entlassen und musste in den Arbeitsdienst eintreten. Vom 18. Juni 1945 bis September 1948 arbeitete sie im Pfarrhof Kronstorf. Nach Abbruch des „Entwicklungshilfe“-Einsatzes aus gesundheitlichen Gründen war Payrhuber im Pfarrhof Leonding tätig (1. November 1967 bis 1. Juli 1972). Auf den Dienstort Bonn-Kreuzberg folgten Stationen als Pfarrhaushälterin in Schwarzenberg und Peilstein in der Diözese Linz (1975 bis 1983). Payrhuber ging am 1. Jänner 1984 in Dietach bei Steyr in Pension, wo sie sich pfarrlich engagierte. Sie lebte von April 2020 bis zu ihrem Tod im Bezirksalten- und Pflegeheim in Wolfern.

Der mit dem „Medienpreis-dot.comm13“ der Schulämter Österreichs (2. Preis Kategorie Studierende) ausgezeichnete Kurzfilm „Auf der Suche nach dem Licht des II. Vatikanums“ wurde im Rahmen des Dies Academicus der Katholischen Privat-Universität Linz produziert und präsentiert. Er ist über die AV-Medienverleihstelle der Diözese Linz ausleihbar.


Links & Infos from the editor

Die von der Katholischen Presseagentur Österreich „Kathpress“ am 27. Dezember 2022 versandte Kurzfassung der Meldung ist unter www.kathpress.at/goto/meldung/2219154/trauer-um-oberoesterreichs-erste-entwicklungshelferin (Login) und www.katholisch.at/aktuelles/141870/trauer-um-oberoesterreichs-erste-entwicklungshelferin (öffentlich) abrufbar.

Weitere Beiträge (Quellen: Kathpress, Aussendung im Namen der Familie in der Langfassung) u. a.:


Parte, Online-Kondolenz und Möglichkeit, virtuell eine Kerze „anzuzünden“: www.bestattung-bruckner.at/2022/12/21/franziska-payrhuber-93

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.