
Posting on: www.facebook.com/langenachtderkirchen / Freitag, 27. Mai 2016
LINZER Update: Impuls-Reihe Teil 28/Barmherzigkeit: Einem Menschen sagen: „Ich besuche dich!“ #jahrderbarmherzigkeit
Aufeinander zugehen – Lebenszeit schenken.

Ich kannte viele Menschen, tagein, tagaus.
Wir waren FreundInnen, Verwandte, Bekannte.
Doch heute fühle ich mich einsam.
Ich verbrachte viel Zeit mit anderen Menschen, tagein, tagaus.
Wir besuchten uns gegenseitig und erzählten uns aus unserem Leben.
Doch heute fühle ich mich einsam.
Ich hörte viele Menschen, tagein, tagaus.
Wir sprachen miteinander, wir lachten miteinander, wir weinten miteinander.
Doch heute fühle ich mich einsam.
Ich sah viele Menschen, tagein, tagaus.
Unsere Augen waren so voller Emotionen.
Doch heute fühle ich mich einsam.
Ich liebte mehrere Menschen, tagein, tagaus.
Wir waren immer füreinander da und unsere Herzen geöffnet.
Doch heute fühle ich mich einsam.
Ich denke noch: Ich sehne mich nach Gesellschaft, nach jemandem zum Reden, Lachen und Weinen. Ich sehne mich nach jemandem, mit dem ich meine Lebenszeit teilen kann. Ich sehne mich danach, füreinander da zu sein und Gefühle zuzulassen. Ich sehne mich nach zwischenmenschlichen Beziehungen. Und heute fühle ich mich einsam.
Plötzlich sagt eine Stimme zu mir: „Jede/r von uns ist manchmal einsam. Oft können wir nicht aus uns heraus gehen und sind darauf angewiesen, dass jemand auf uns zugeht. Jetzt gehe ich auf dich zu. Ich schenke dir einen Teil meiner Lebenszeit und leiste dir Gesellschaft. Ich besuche dich!“
Hintergrund: Jahr der Barmherzigkeit / Werke der Barmherzigkeit
Die alten Ägypter, mehrere Kirchenväter im 3./4. Jhd. und uns im 3. Jahrtausend verbindet das Wissen um „Werke der Barmherzigkeit“. In der Geschichte wurde mehrmals neu definiert, was ein Werk der Barmherzigkeit ist und was es bedeutet. Letztendlich geht es um das Lindern von existentieller Not, um Menschlichkeit und Nächstenliebe. Biblisch festgehalten sind die klassischen Werke der Barmherzigkeit in Mt 25: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte einkleiden, Krankenpflege, Gefangenenbesuche, Bestattung toter Menschen. Bischof Joachim Wanke aus Erfurt formulierte 2007 im Elisabethjahr (800. Geburtstag der Hl. Elisabeth) „Sieben Werke der Barmherzigkeit für Thüringen heute“, das Resultat einer Umfrage im Bistum Erfurt zu Geist und Gesinnung Elisabeths von Thüringen. Neun Jahre später, im von Papst Franziskus I. ausgerufenen Hl. Jahr der Barmherzigkeit (Jubiläum, 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils), sind sie aktueller denn je: Einem Menschen sagen: Du gehörst dazu, ich höre dir zu, ich rede gut über dich, ich gehe ein Stück mit dir, ich teile mit dir, ich besuche dich, ich bete für dich.
Text: © 2016 Michaela Greil/Diözese Linz – inspiriert durch die „Sieben Werke der Barmherzigkeit für Thüringen heute“ von Bischof Joachim Wanke und durch das von Papst Franziskus I. ausgerufene „Jahr der Barmherzigkeit“.
Foto: © 2016 Michaela Greil/MIG-Pictures e.U.