
Posting on: www.facebook.com/langenachtderkirchen / Freitag, 20. Mai 2016
LINZER Update: Impuls-Reihe Teil 27/Barmherzigkeit: Einem Menschen sagen: „Ich teile mit dir!“ #jahrderbarmherzigkeit
Stück für Stück – Es ist genug für alle da!

Ich fange nochmal neu an.
Ich kann meine Chance nützen.
Doch ich weiß nicht, wie ich es alleine schaffen soll.
Ich sehe starrende Augen, deren Blicke auf mich gerichtet sind.
Ich fühle mich ihnen ausgesetzt, fühle mich bemitleidet, verachtet.
Und ich weiß nicht, wie ich es alleine schaffen soll.
Ich wünsche mir, respektvoll und würdevoll behandelt zu werden.
Ich fühle mich an den Rand gedrückt und klein.
Und ich weiß nicht, wie ich es alleine schaffen soll.
Ich habe viel versucht, um es aus eigener Kraft zu schaffen.
Ich fühle mich ausgelaugt, kraftlos, frustriert.
Und ich weiß nicht, wie ich es alleine schaffen soll.
Ich weiß, es gibt viele Menschen, die brauchen noch dringender Hilfe, als ich.
Ich schäme mich, jemanden um Unterstützung zu fragen.
Doch ich weiß nicht, wie ich es alleine schaffen soll.
Ich weiß, es ist nicht modern, in der heutigen Zeit zu scheitern.
Ich fühle mich gesellschaftlich stigmatisiert und ausgeschlossen.
Und ich weiß nicht, wie ich es alleine schaffen soll.
Ich denke noch: Ich will es alleine schaffen, aber es geht nicht. Ich will nicht von jemandem abhängig sein. Ich weiß nicht, ob ich das jemals zurückgeben kann. Aber ich muss es einfach versuchen.
Plötzlich sagt eine Stimme zu mir: „Jede/r von uns kann an einen Punkt gelangen, wo wir Hilfe brauchen. Es ist nicht leicht, um Hilfe zu bitten. Und sie anzunehmen, kann eine Hürde darstellen. Du kannst es schaffen. Ich unterstütze dich dabei. Auch ohne Gegenleistung. Das Einzige, worum ich dich bitte, ist, dass auch du Menschen unterstützt, wenn sie deine Hilfe brauchen und es dir möglich ist. Stück für Stück, es ist genug für alle da! – Ich teile mit dir!“
Hintergrund: Jahr der Barmherzigkeit / Werke der Barmherzigkeit
Die alten Ägypter, mehrere Kirchenväter im 3./4. Jhd. und uns im 3. Jahrtausend verbindet das Wissen um „Werke der Barmherzigkeit“. In der Geschichte wurde mehrmals neu definiert, was ein Werk der Barmherzigkeit ist und was es bedeutet. Letztendlich geht es um das Lindern von existentieller Not, um Menschlichkeit und Nächstenliebe. Biblisch festgehalten sind die klassischen Werke der Barmherzigkeit in Mt 25: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte einkleiden, Krankenpflege, Gefangenenbesuche, Bestattung toter Menschen. Bischof Joachim Wanke aus Erfurt formulierte 2007 im Elisabethjahr (800. Geburtstag der Hl. Elisabeth) „Sieben Werke der Barmherzigkeit für Thüringen heute“, das Resultat einer Umfrage im Bistum Erfurt zu Geist und Gesinnung Elisabeths von Thüringen. Neun Jahre später, im von Papst Franziskus I. ausgerufenen Hl. Jahr der Barmherzigkeit (Jubiläum, 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils), sind sie aktueller denn je: Einem Menschen sagen: Du gehörst dazu, ich höre dir zu, ich rede gut über dich, ich gehe ein Stück mit dir, ich teile mit dir, ich besuche dich, ich bete für dich.
Text: © 2016 Michaela Greil/Diözese Linz – inspiriert durch die „Sieben Werke der Barmherzigkeit für Thüringen heute“ von Bischof Joachim Wanke und durch das von Papst Franziskus I. ausgerufene „Jahr der Barmherzigkeit“.
Foto: © 2016 Michaela Greil/MIG-Pictures e.U.