XE 2015: Musik verbindet Menschen. NACHBERICHT zu Hubert von Goisern und der OÖ-Kinopremiere: „Brenna tuat’s schon lang“, 300 Gäste und ein Plädoyer für die Möglichkeiten, die Musik mit sich bringt

© 2015 Michaela Greil/MIG-Pictures e.U.

HUBERT VON GOISERN. BRENNA TUAT’S SCHON LANG:
EINE OÖ-KINOPREMIERE, MEHR ALS 300 GÄSTE UND EIN PLÄDOYER FÜR DIE MÖGLICHKEITEN, DIE MUSIK MIT SICH BRINGT

LINZ. Mit mehr als 300 Gästen war die OÖ Kinopremiere von Marcus H. Rosenmüllers „Hubert von Goisern. Brenna tuat’s schon lang“ am Freitag, 24. April 2015 ausverkauft. Seit vergangener Woche läuft der Dokumentarfilm in 33 österreichischen und 63 deutschen Kinos, sowie in Südtirol an. Protagonist Hubert von Goisern und die Produzenten Kurt Langbein (AT) und Hage Hein (DE) standen nach der Premiere im Linzer Ursulinensaal noch Rede und Antwort.

Menschlich, humorvoll, berührt und – trotz allem – bodenständig zeigte sich Hubert von Goisern (62), der betonte, es sei für ihn eine große Ehre und Freude, dass sich das Filmteam – allen voran Regisseur Marcus H. Rosenmüller (Wer früher stirbt, ist länger tot/2006, Anm.) – die Arbeit „angetan“, sämtliche Archive durchforstet und dieses „Werk“ zusammengestellt habe. In zehn Jahren würde er bestimmt froh sein, dass es diesen Film gibt, sagte der Vollblutmusiker. Im Moment… Ein Lachen ging durch den Saal.
Aktuell sei das Ansehen noch mit viel Anstrengung verbunden, weil bei jeder im Film gezeigten Situation viel Emotion mitschwinge, stellte Hubert von Goisern fest. Man bekomme immer wieder den Eindruck, er sei eine bedeutsame Persönlichkeit. Weil dieser Eindruck „natürlich Blödsinn“ sei und er sich weiters auch schon mit viel Energie diesen Situationen gewidmet habe, brauche er viel Kraft, um am Boden und nicht in der Vergangenheit hängen zu bleiben, sagte der Musiker.
Was im Saal ein wenig wie Selbstironie klang, hat einen ernsten Hintergrund: Er könnte nicht im Hier und Jetzt arbeiten, Lieder komponieren, wieder auf Tour gehen und Programm machen, wenn er sich mit dem zu lange beschäftigen würde, „weil das könnte einen ja auch erschlagen“. Deshalb sei er froh, dass es vorbei ist, sagte der Zweiundsechzig-jährige im Interview.

Etwas anders sah das Produzent Hage Hein aus Deutschland:

„Ich sehe das anders, weil ich ihn (Hubert von Goisern, Anm.) als einen Großartigen empfinde und das gehört dargestellt. Das haben wir gemacht. Wie ich in diesen Archiven herum gehockt bin, war das für mich so: in den allermeisten Geschichten bin ich ein paar Meter weit weg von der Kamera. Obwohl die Dinge jetzt wirklich großartig sind, konnte ich sie damals nicht wirklich genießen, weil es schwierige- und Stresssituationen sind. Wie ich da in den Archiven gesessen bin, bin ich total einwendig geworden. Die Linz-Europa-Tournee ist jetzt am Bildschirm schöner, als ich sie damals erlebt habe. Es ist großartig, dass man es sich tatsächlich ansehen kann und denk: Das ist in deinem Leben drinnen, da warst du dabei! Wenn dieses Moment hier ein Stück damit vermittelt ist und für mich ist es total okay, das wollte ich!“

„MUSIK KANN SENSIBILISIEREN UND DIE STIMME DES HERZENS HÖRBAR MACHEN!“

Wichtig war dem Protagonisten, dass der Film komplett ohne Zwischenfeedbacks seinerseits produziert wird, um zu massive Eingriffe seinerseits bzgl. Gestaltung, Stil und Materialauswahl zu vermeiden. Reisen zu den Menschen und Musik als verbindendes Sprachelement wurden auch im Film herausgearbeitet.

Mit ca. zehn Jahren bekam Hubert von Goisern einen Globus, drehte ihn und überlegte, wohin er irgendwann einmal möchte. Die Sprachen, Kulturen und Sinneseindrücke in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten kennen lernen wollte er:

„I woa imma neigierig. I bin imma scho gern gereisdd und wia doun di musik daher kumma is, woa des a geschenk, dass i mi midd meina musik vorschdön kau. Es is klass, wounsdd di vaschdändign kausdd, waun kana de schbroch vom oundan kou. Midd da musik gehdd des. Des reissdd a fensdda auf. (…)

De höfdde der zeidd, woun ma zaumschbün wü, muas ma hinhorchn, wos de oundan mochn. Ma muas de menschn an ploddz gebm, ma muas si söbm zruggnehma und eana an bodn aufbereiddn, auf dem si si bewegn kinan und drauf hoffm, dass se dir a amoi an ploddz gebm. Do muas ma hoidd a aufaunga damidd.“

Ein neues Projekt lässt den Vollblutmusiker aus dem Salzkammergut seit rund zwei Jahren die amerikanische Countrymusik weiter erkunden. Er will herausfinden, warum wir EuropäerInnen die AmerikanerInnen oft nicht verstehen und umgekehrt, und, dass wir in manchen Dingen eigentlich „sehr ähnlich ticken“.

„Musik kaun sensibel mochn. Des is des anzige, wos mei ounliegn is: midd meina musik de fensdda und de ddian (Türen, Anm.) aufmochn.“

Vielleicht sei es das, was ihn zur Auseinandersetzung mit Tradition und Volksmusik bewege, denn starke Traditionen, sagte der Musiker, hätten immer etwas Ab- und oft sogar etwas Ausgrenzendes. Anders sei das bei der Musik:

„Musik kann sensibilisieren und die Stimme des Herzens hörbar machen!“

MEHRERE JAHRZEHNTE IN EINER SPIELFILMLÄNGE

In Spielfilmlänge zeigt der deutsche Regisseur Marcus H. Rosenmüller Interviewteile, Konzert- und Reisemitschnitte, sowie Gespräche mit Wegbegleitern des Musikers.

Es ist ein Hintergrundfilm zum bisherigen musikalischen und humanen Wirken und Leben des OÖ. Vollblutmusikers Hubert von Goisern. Grundsätzlich fokussiert Rosenmüller auf die bisher letzten 25 Jahre dieser Musikerkarriere. Tatsächlich geht er jedoch viel weiter in der Zeit zurück und zeigt ein damals noch sehr traditionsbewusstes Bad Goisern.


Fotografische Eindrücke von der OÖ Premiere zu „Hubert von Goisern. Brenna tuat’s schon lang“ siehe Blogeintrag (Fotos).


Weitere Infos:

TRAILER „Hubert von Goisern. Brenna tuat’s schon lang“:

2 Kommentare zu „XE 2015: Musik verbindet Menschen. NACHBERICHT zu Hubert von Goisern und der OÖ-Kinopremiere: „Brenna tuat’s schon lang“, 300 Gäste und ein Plädoyer für die Möglichkeiten, die Musik mit sich bringt

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